Kaum zu glauben, dass der rüstige Rentner, der da auf einer Schaukel durch die Turnhalle schwingt schon 90 Jahre alt ist. Und auf der Bank am anderen Ende der Halle sitzen weitere hochbetagte Damen und Herren in Trainingskleidung und balancieren Bälle auf den angehobenen Beinen. Bei diesem Zirkeltraining machen regelmäßig zwischen 8 und 13 Menschen zwischen 70 und 90 Jahren mit. Das tolle: die Angebote finden direkt in ihrer Nachbarschaft statt. In einem Fall ist das die Turnhalle eines Kindergartens in der Siedlung, im anderen Fall ist es das Café im CaritasCentrum direkt am Busbahnhof. "Kurze Wege sind wichtig, damit die Menschen trotz ihrer Beeinträchtigung teilnehmen können", weiß Inge Bihn, Seniorenberaterin der Caritas. Denn gerade mit der Demenz steige das Risiko für soziale Isolation und Abbau der körperlichen Aktivität. Aus Angst, aufzufallen, blieben die Leute zu Hause und weil sie ihre Einschränkungen merkten, hörten sie mit den Tätigkeiten auf, die ihnen Probleme bereiten. Dadurch verschlechtere sich ihr Zustand aber nur.
Die Bewegungsangebote sollen daher vor allem Spaß machen. Da passt es ganz wunderbar, dass sich die Kita Rosengarten an der Moselstraße bereit erklärt hat, ihre Turnhalle für die Senioren zur Verfügung zu stellen. "Wir bauen eh regelmäßig für unsere Kinder Bewegungsbaustellen in der Turnhalle. Wir freuen uns, wenn die Turnhalle dann auch von Senioren genutzt wird", erklärt Kitaleiterin Renate Tidden.
Material ist also ausreichend vorhanden: Vom Schwungtuch über Gymnastikbälle, Seilchen, Tücher oder Gymnastikbälle kommt alles zum Einsatz, was auch sonst in der Turnhalle genutzt wird. "Die Übungen sind halt nur anders", erklärt Brinja Schönet, die das Angebot durchführt.
"Wir nehmen den Menschen die Scheu vor der Bewegung und bringen sie mit Gleichgesinnten in Kontakt. So schlagen wir gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.", erklärt Schönet. Dass der Ansatz wirkt, sehen Bihn und Schönet immer wieder. "Menschen, die vorher ziemlich tatenlos allein zu Hause saßen, erleben hier, dass sie noch sehr viele Dinge können und in ihren Mitstreitern Gleichgesinnte auf Augenhöhe finden.", so Bihn. Das stabilisiere und helfe häufig, das Fortschreiten der Demenz zu verlangsamen.