Auch wenn der Titel des Projektantrages "Gesundheitsförderung durch Bewegungsangebote für Menschen mit Demenz und Beeinträchtigung" etwas sperrig war, konnten Konzept und Zielsetzung die Glücksspirale überzeugen. In den kommenden 3 Jahren wird Brinja Schönet als Projektleitung wohnortnahe Bewegungsangebote entwickeln. Mit diesen Angeboten sollen Mobilität und Selbstständigkeit vor allem für Menschen mit Demenz erhalten bzw. gefördert werden und ihnen so Teilhabe an Gemeinschaft ermöglichen. Gleichzeitig soll das Miteinander von Menschen mit und ohne Demenz oder Beeinträchtigung gefördert werden. Bewegung als verbindendes und gemeinschaftsstiftendes Element wird gleichrangig gesehen mit Bewegung als Baustein der Gesundheitsprävention.
Bewegung als Baustein der Gesundheitsprävention
Bis ins hohe Alter und auch bei Beeinträchtigungen verfügen Menschen über die Möglichkeit, sich präventiv um ihre Gesundheit zu kümmern. Bewegung ist ein wichtiger gesundheitsfördernder Baustein für ein langes, selbstbestimmtes Leben. Menschen mit Demenz und Beeinträchtigung (wie den Folgen eines Schlaganfalls oder altersbedingten kognitiven und motorischen Beeinträchtigungen) sind jedoch in besonderem Maße darauf angewiesen, Unterstützung und Begleitung zu erhalten. Sie brauchen Rahmenbedingungen, die auf ihre Bedürfnisse und Bedarfe zugeschnitten sind.
Seit vielen Jahren leistet der Caritasverband für das Dekanat Bocholt Pionierarbeit im Bereich der Bewegungsangebote. Unter Leitung von Inge Bihn kümmert sich der Verband seit Jahren um die Bewegungsförderung von Menschen mit Demenz. Die Erfahrungen zeigen, dass die TeilnehmerInnen von den positiven Wirkungen des Sports auf die Bewegungssicherheit im Alltag profitieren und in geselliger Runde Spaß und Lebensfreue erleben und so auch im hohen Alter noch neue Kontakte knüpfen. Das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Demenz hat sich dabei immer wieder als möglich und für beide Seiten bereichernd gezeigt.
Mit dem Projekt kann der Verband nun auch den wachsenden Bedarf wohnortnaher Angebote aufgreifen. Denn die wohnortnahe Anlaufstelle "in Pantoffelnähe" ermöglicht es älteren und eingeschränkten Menschen auch trotz Mobilitätseinbußen oder Gedächtnisproblemen selbstständig und selbstbestimmt an Bewegungsangeboten teilzunehmen. "Aber wir müssen auch die im Blick halten, die den Weg nach draußen nicht mehr oder noch nicht finden". Auch zu Hause können sie sich bewegen und so viel für ihre Gesundheit tun", weiß Inge Bihn von der Wichtigkeit aufsuchender Angebote zu berichten.
Mit den Fördermitteln kann Brinja Schönet nun den von Inge Bihn geleiteten Bereich der Bewegungsangebote mit wohnortnahen Angeboten ausbauen. "Für mich ist die Förderung durch die Glücksspirale ein echter Glücksfall. Damit können wir eine Herzensangelegenheit von mir aufgreifen. Es bringt den Betroffenen so viel, wenn sie sich trotz ihrer Einschränkungen bewegen - wo immer möglich in Gemeinschaft. Davon brauchen wir noch viel mehr", sagt Inge Bihn. Mit Brinja Schönet erfährt ihr Bereich kompetente Unterstützung. Schönet, die gerade ihr Studium der sozialen Arbeit abschließt hat bereits viele Jahre in der stationären Altenhilfe im Bereich Demenzberatung und Aktivierung gearbeitet. "Es ist toll, dass hier im Verband schon so früh die Bedeutung von Bewegung für die Gesundheit von demenziell erkrankten Menschen erkannt wurde. Ich hab schon direkt am Anfang Interessenten für neue Angebote gehabt - das zeigt ja, wie wichtig das Thema ist", sagt Schönet. Jetzt geht es darum, Bewegungsangebote wohnortnah mit der Zielgruppe zu erschließen.
Daher sucht Frau Schönet nach Wegen, Menschen mit Freude an Bewegung zusammenzubringen. Der pädagogische Grundsatz "Menschen dort abholen, wo sie stehen" bekommt in diesem Zuge eine handfeste Übersetzung in den Alltag. Brinja Schönet bringt also bewegungsinteressierte Menschen mit Demenz oder Beeinträchtigung mit bewegungsinteressierten Ehrenamtlichen aus der Umgebung zusammen, um gemeinsam Bewegungsangebote da umzusetzen, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben. Dies entspricht den Zielen der Quartiersentwicklung in Bocholt, die natürlich auch in diesem Projekt zum Tragen kommen.
Die Angebote sollen über alle Jahreszeiten hinweg Bewegung drinnen und draußen ermöglichen. Daher stehen für den bevorstehenden Frühling und Sommer eher Aktivitäten an der frischen Luft im Vordergrund. Aber für die Herbst-Winter-Saison gibt es auch schon Ideen. Mit einigen Angeboten kann Frau Schönet direkt loslegen. Denn in der Vorbereitungsphase haben sich an verschiedenen Standorten bereits mehrere Interessierte gefunden.
Das Wohnviertel als Ort der Gesundheitsförderung
Den Aufschlag machen 2 Angebote: am Standort Rosenberg startet eine Gehgruppe. Hier steht das gemeinsame Spazieren und Wandern im Vordergrund. Vom Rosenbergtreff aus verlaufen die Routen durch das Wohnviertel. Hier bringen die Teilnehmer ihr Wissen ein - denn sie kennen die schönen Ecken in der Gegend am besten. Von dieser Art der Bewegung profitieren nicht nur Menschen mit Demenz. Mitlaufen darf also jeder, der Lust hat. Immer montags um 15 Uhr, geht es los. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, denn es geht Frau Schönet darum, auch Spontanentschlossene mitzunehmen. "Wenn jemand statt der Tasse Kaffee und Kartenspielen spontan Lust bekommt, mit uns zu laufen, finden wir das super. Wir wollen Bewegung im Alltag sichtbar machen, daher laufen wir von gemeinsamen Treffpunkten los und enden dann z.B. im offenen Treff bei den anderen Besuchern" beschreibt Schönet ihren Ansatz.
Das 2. Angebot startet als Freizeit-Aktiv-Gruppe im Caritas-Centrum. Hier treffen sich immer mittwochs von 15-17 Uhr Bewegungsinteressierte mit und ohne Demenz, um mit ehrenamtlicher Unterstützung selbstbestimmt aktiv ihre Freizeit zu gestalten.
Wer Interesse hat, die Angebote zu nutzen oder zu begleiten, nähere Informationen zum Projekt und konkreten Angeboten sucht, kann sich bei Frau Schönet im CaritasCentrum, Tel. 2513 1204, Mail: brinja.schoenet@caritas-bocholt.de melden.