Freiwillig engagiert im Caritasverband - FSJ und BFD
24.02.2015, Daria, Bastian, Nils, Jannik, Donjata, Juliane, Annemarie haben gerade Bergfest gefeiert. Ihr freiwilliger Dienst ist schon zur Hälfte rum. Im August waren die meisten von ihnen angetreten zu einem Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder einem freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) im Caritasverband für das Dekanat Bocholt. An ganz unterschiedliche Einsatzorte hat es sie verschlagen. Was genau sie erwartet, war den meisten von ihnen im Vorfeld nicht genau klar. Aber darin lag auch ein Stück des Reizes. Denn der freiwillige Einsatz ist für die jungen Menschen eine Chance, sich nach dem Schulabschluss 1 Jahr Zeit für sich zu nehmen und dabei unterschiedliche Berufsfelder kennen zu lernen aber auch persönlich zu wachsen an den neuen Herausforderungen. Denn was die jungen Menschen während ihrer Zeit im FSJ/BFD lernen, steht in keinem Lehrplan einer Schule. Im Alltag der meisten Jugendlichen gibt es wenig bis keine Berührungspunkte mit den Handlungsfeldern der Caritas. Daher gilt es am Anfang häufig Hemmungen und Berührungsängste abzubauen. Aber bei den Einsätzen z.B. in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung wird schnell klar, dass Ängste fehl am Platz sind. Anfangs wusste er nicht so recht, wie er auf die Beschäftigten zugehen sollte, aber als diese in der Mittagspause dann von der letzten Folge "how i met your mother" erzählten, erkannte Jannik, dass es mehr Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte gibt, als er gedacht hätte. "Das hat mir den Einstieg total erleichtert. Da hab ich gemerkt: die sind ja total normal". Wobei er das "normal" in Anführungszeichen setzt. Denn auch das ist ihm, wie auch den anderen Freiwilligen im Lauf der Zeit ein Anliegen geworden: sich dafür einzusetzen, andere nicht durch die starre Schablone des vermeintlich Normalen auszugrenzen. "Das sind Menschen wie Du und ich. Jeder von uns hat ein Handicap. Bei dem einen fällt es nur mehr auf als bei dem anderen oder bei manchen Handicaps finden wir das ok, wenn einer sie hat, bei anderen ist das dann direkt "behindert".", sagt Annemarie. Die Arbeit stellt die jungen Menschen immer wieder vor Herausforderungen: auf einmal gilt es, einem Schulkind die Windeln zu wechseln oder einen Urinbeutel zu entleeren, Essen anzureichen oder sich mit unterstützten Kommunikationstechniken wie Talkern auseinander zu setzen. Da eröffnen sich für die Freiwilligen ganz neue Welten, von denen sie vorher häufig nichts wussten.
In eine ganz andere Welt ist auch Daria eingetaucht. Sie leistet ihr FSJ beim Caritasverband als FSJ im Ausland. Die Ukrainerin kam im August für ihren 1jährigen Dienst nach Bocholt. Mit Unterstützung des Caritasverbandes hat sie in Bocholt eine Wohnung für das Jahr bezogen. Über Seminare und die Arbeit hat sie innerhalb kürzester Zeit Deutsch gelernt. "Das war sehr wichtig, damit ich mich mit den Kindern in der Schule überhaupt verständigen kann", sagt Daria.
Für den Verband sind die Freiwilligen eine wichtige Säule. Sie übernehmen Arbeiten, die angesichts der eng bemessenen Zeit- und Personalschlüsseln nicht von hauptamtlichen MitarbeiterInnen übernommen werden können oder schaffen durch ihren Einsatz Freiräume für intensive Einzelfallarbeit. "Freiwilligendienstleistende sind mehr als günstige Hilfskräfte. Sie werden hier schnell in eine verantwortliche Tätigkeit eingeführt und können dann wirklich etwas bewegen.", sagt Ann-Christin Joosten, die die FSJler der ambulanten Hilfen für Menschen mit Behinderungen betreut. Im Caritasverband sind FSJler und BFDler Teil der Teams, nehmen an Besprechungen teil und erhalten eigene Aufgabenbereiche. Ihnen steht dabei immer ein hauptamtlicher Ansprechpartner zur Seite, der bei Fragen hilft und Einsätze reflektiert. "Auf diese Weise können die jungen Menschen richtig gut in einen Beruf reinschnuppern", so Joosten.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: beide Dienste können grundsätzlich im Bereich der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, Senioren, Menschen mit Behinderungen oder im Bereich Kulturarbeit, Umwelt- und Naturschutz geleistet werden. Anders als bei kleinen Anbietern finden die Freiwilligendienstleistenden beim Caritasverband bis auf die Bereiche Kultur und Naturschutz alle Einsatzbereiche unter einem Dach. Sollte es dann mal vorkommen, dass der Einsatzbereich überhaupt nicht passt, können die Freiwilligen ohne viel Aufwand in einen anderen Bereich wechseln. "Das können nicht viele Träger bieten. Hier ist unsere breite Angebotspalette ein großes Plus", sagt Joosten. Vorgekommen sei so ein Wechsel aber noch nie. Das liege auch an der guten Vorbereitung und Begleitung der Freiwilligendienstleistenden durch die hauptamtlich Beschäftigten der Caritas. Einsatzorte sind z.B. die Werkstatt für Menschen mit Behinderung (vom Berufsbildungsbereich über die Produktion bis hin zum Förderbereich), die Förderschule für geistige Entwicklung oder ambulante Hilfen für Menschen mit Behinderung wie etwa die schulischen Integrationshilfen. Aber auch in der Seniorenarbeit ist Engagement möglich, z.B. in der Seniorentagespflege oder niedrigschwelligen Angeboten für Senioren, wie auch für Familien.
Ergänzend zur Betreuung in den Einsatzbereichen gibt es für die Freiwilligen Seminare, die überörtlich von Bildungsträgern für das FSJ und den BFD organisiert werden. Insgesamt gibt es 5 Blöcke a 5 Bildungstagen. Neben nützlichen Inhalten und Reflektionsimpulsen genießen die Teilnehmer den geselligen Teil der Seminare sehr.
Für ihr Engagement erhalten die Freiwilligen ein monatliches Taschengeld in Höhe von 360 Euro sowie zusätzlich Verpflegungsgeld in Höhe von 50 Euro. Kindergeld wird während des Einsatzes weiter ausgezahlt. Außerdem gehört ein umfassendes Versicherungspaket zu den Leistungen. Für ein späteres Studium kann die Einsatzzeit als Wartesemester und Praxiserfahrung angerechnet werden. Außerdem erhalten FSJler und BFDler bei der Studienplatzbewerbung häufig Zusatzpunkte für ihr soziales Engagement und erhöhen so ihre Chancen auf einen Platz. Sollte die Zusage für einen Studien- oder Ausbildungsplatz während des laufenden Freiwilligendienstes erfolgen, kann der Einsatz vorzeitig beendet werden.
Mit ihren Erfahrungen stehen Daria, Bastian, Nils, Jannik, Donjata, Juliane und Annemarie stellvertretend für die insgesamt 11 FSJler und 9 BFDler, die in diesem Jahr ihren freiwilligen Dienst beim Caritasverband für das Dekanat Bocholt leisten. Auch für das kommende Einsatzjahr mit Beginn im August 2015 sucht der Caritasverband für das Dekanat Bocholt FSJler und BFDler. Bewerben können sich Jugendliche nach Vollendung ihrer Schulpflicht, also nach ihrem Schulabschluss an Haupt-/Realschulen oder Gymnasien. Für das FSJ liegt die Altershöchstgrenze bei 27 Jahren, für den BFD gibt es keine Altersgrenze nach oben.
Bewerbungen nimmt das Personalbüro im CaritasCentrum, Nordwall 44-46 entgegen.