Ein eher ungewöhnliches Praktikum absolvierte jetzt Philippe Kamps von der Bocholter Firma TIS (Technische Informationssysteme) im Rahmen seiner Ausbildung zum Industriekaufmann. Der 20-jährige Bocholter arbeitete insgesamt drei Wochen bei der Büngern-Technik mit behinderten Menschen zusammen.
Philippe Kamps lässt sich von Thomas Friederichs die Arbeitsschritte beim FAGUS Spielzeugbau erklären.©TIS
Kamps nahm an dem Projekt "Perspektiv-Werkstatt miteinander" teil, das die Büngern-Technik in Kooperation mit dem AIW-Unternehmerverband 2017 in ihren Werkstätten startete. Kamps‘ Fazit: "Das war eine tolle Sache und eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte."Führungskräfte von TIS und der Büngern-Technik hatten sich bei der Veranstaltung "Bocholter Marktplatz für gute Geschäfte" im Mai vergangenen Jahres kennengelernt und eine Zusammenarbeit vereinbart. Zunächst beriet TIS die Büngern-Technik beim Vertrieb von Keilstellern für Bett-Lattenroste, die im Werk in Büngern hergestellt werden. Im Gegenzug bot das Rheder Unternehmen an, dass ein TIS-Azubi an dem oben genannten Projekt teilnehmen kann.
Seine Firma verspreche sich von dem Projekt mindestens zwei Aspekte für ihre Auszubildenden, sagt Prokurist Peter Int-Veen. "Menschen in dem Alter müssen auch lernen, verantwortungsvoll und zuverlässig zu arbeiten. Und in der Arbeit mit behinderten Menschen müssen sie das. Das wird sie persönlich voranbringen", sagt Int-Veen. Zum anderen könnten die TIS-Auszubildenden bei der Büngern-Technik lernen, wie man Arbeitsprozesse in ganz viele kleine Schritte aufgliedert, um am Ende die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten, "am besten gegen null gehend".
Philippe Kamps meldete sich freiwillig. Aus den verschiedenen Angeboten der Büngern-Technik entschied er sich für den Standort in Borken, wo das bekannte Fagus-Holzspielzeug hergestellt wird. "An Anfang war ich schon ein bisschen gehemmt. Aber diese Unsicherheit und Distanz, die viele bei der Begegnung mit Behinderten haben, wurde durch die gemeinsame Arbeit schnell abgebaut", sagt der 20-Jährige. Er habe vorher auch nicht gedacht, dass behinderte Menschen in der Gemeinschaft so produktiv sein könnten. "Obwohl jeder von ihnen ein bisschen mehr oder weniger eingeschränkt ist, bekommen sie auch dank der vielen kleinen Einzelschritte so ein starkes Produkt hin. Das hat mir imponiert", so Kamps weiter.
Hans-Georg Hustede, Werkstattleiter der Büngern-Technik, glaubt, dass Praktikanten wie Kamps ihre Erfahrungen auch gut in ihrer Firma einbringen können. "Sie lernen Rücksicht zu nehmen und mit Kollegen, die in irgendeiner Form Defizite oder Einschränkungen haben, anders umzugehen."
Peter Int-Veen sagt: "TIS und die Büngern-Technik werden aus diesem ersten Experiment eine dauerhafte Einrichtung für die TIS-Auszubildenden machen, denn es ist für beide Seiten ein Gewinn."
Produktion in viele Schitte unterteilt
Am Standort der Büngern-Technik in Borken arbeiten 160 Menschen mit Behinderung und 30 ohne. Für die Fertigung der bekannten Fagus-Holzspielwaren nutzt das Unternehmen getrocknete Buchenholz-Bohlen, die von einem Hersteller aus dem Harz eingekauft und angeliefert werden. "Alle Teile, die wir für die Produktion der unterschiedlichen Modelle brauchen, werden aus diesen Bohlen herausgeschnitten", berichtet Werkstattleiter Hans-Georg Hustede. Für die großen Kranfahrzeuge sei die Fertigung in 40 bis 50 Arbeitsschritte unterteilt, "bei den kleinsten Spielzeugen sind das ungefähr 10". Die Büngern-Technik liefert die Holzwaren an Händler aus über 30 Ländern, dazu gehören auch welche aus Australien, China und Südafrika.