Anna
hat bei ihrer Geburt schwere Hirnschädigungen erlitten, die gleich mehrere
spastische Lähmungen verursacht haben. Damit nicht genug: Mit ihrer Familie
lebt sie derart beengt, dass Vater Wladimir (49) seine Tochter mehrfach am Tag
über eine enge Treppe eine Etage hoch- und heruntertragen muss.
Wenn Anna sich waschen will, muss die Badezimmertür ausgebaut werden, damit der
Rollstuhl durchpasst. „Wir benötigen dringend eine größere Wohnung. Mein Vater
hat sich schon einen Bruch gehoben und muss operiert werden. Aber ich brauche
meine Eltern noch für mich und mein Kind“, erklärt Anna.
Insgesamt fünf Erwachsene und zwei Kinder leben über drei Etagen auf 120
Quadratmetern Fläche. Das reicht nicht, um den Eltern ein eigenes Zimmer zu
bieten. Deshalb steht das Ehebett der gebürtigen Wolgadeutschen, die ab 1999
nach Bocholt kamen, im Wohnzimmer direkt neben dem Bettchen ihres Enkelkindes.
„Das ist auf Dauer kein Zustand“, weiß auch Anna.
Sie verdeutlicht ihre Lage mit Hilfe eines speziellen Kommunikationscomputers.
Mit diesem schreibt sie auch E-Mails und verfasst einen Blog auf der Plattform
TikTok. Claudia van der Linde von der Caritas in Bocholt bestätigt das
dringende Anliegen der Familie. „Wir haben schon intern versucht, etwas zu
bekommen. Aber im Moment ist es sehr schwierig, auf dem Wohnungsmarkt etwas
Passendes zu finden“, erläutert sie. Wladimir Gort gibt nicht auf. „Ich
habe hier in Bocholt nur gute Leute kennengelernt und viel Glück gehabt“,
erklärt er.
Vor Jahren beispielsweise hat die Firma Ostermann der Familie ein
Spezialfahrzeug zur Verfügung gestellt, mit dem Anna transportiert werden kann.
Die 27-Jährige arbeitet bei der Büngerntechnik in Rhede – unter anderem als „Kakao-Taxi“
und Fremdenführerin, wie die junge Frau erklärt. Und wenn der
Kommunikationscomputer könnte, hätte er womöglich ein Grinse-Emoji
hinterhergeschickt.
Zurzeit arbeitet Anna Gort in ihrer Freizeit an einem Online-Blog. Sie will
beweisen, dass man kreativ und leistungsfähig sein kann, selbst wenn der wache
Geist in einem schwachen Körper gefangen ist. „mamamitspastik“ heißt ihr
Videopodcast, der bereits über 5000 Follower hat, auch wenn Anna ihn nicht
öffentlich freigeben hat, um ihre Tochter zu schützen.
Wer Familie Gort helfen kann und möchte, kann sich an die Teilhabeberatung des
Caritasverbandes für das Dekanat Bocholt wenden. Claudia van der Linde (Tel.
02871 25131410, (claudia.vanderlinde@caritas-bocholt.de)
vermittelt gerne.