Mit wohnortnahen Bewegungsangebote werden Mobilität und Selbstständigkeit vor allem von Menschen mit Demenz und Beeinträchtigung erhalten und gefördert. Erfahrungen zeigen, dass die Teilnehmer von den positiven Wirkungen des Sports profitieren: zum einen sorgt die körperliche Aktivität für mehr Bewegungssicherheit im Alltag, zum anderen steigert sich die Lebensfreude durch das gesellige Miteinander. Dass Sport verbindet, hat sich dabei im ersten Durchlauf des Angebots in Bocholt bewiesen. Das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Demenz hat sich dabei immer als möglich und für beide Seiten bereichernd gezeigt. Bei der gemeinsamen Bewegung treten die Defizite in den Hintergrund. Denn das Anforderungsniveau steuert die Projektverantwortliche Mitarbeiterin Brinja Schönet ganz gezielt so, dass alle Teilnehmer gut mithalten können und niemand auf Grund seiner Beeinträchtigung auffällt. So gelingt es, dass bei gemeinsamer Bewegung Gespräche entstehen und die sportlichen Übungen ihren Leistungscharakter verlieren.
Das Projekt "aktiv sein - gemeinsam in Bewegung bleiben" ist im Caritasverband angebunden an die Bereichsleiterin Inge Bihn. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit Demenz unterstützt sie Brinja Schönet. Aus ihrer Beratungspraxis weiß sie um die Bedarfe der Menschen und um unterversorgte Standorte. "Es ist uns ganz wichtig, niedrigschwellige Angebote zu machen. Denn Menschen mit Demenz haben durch ihre Krankheit ein besonders ausgeprägtes Schamgefühl und ziehen sich noch stärker zurück als andere Menschen im Alter.", erklärt Inge Bihn den Projektansatz. Damit die Teilnehmer das Angebot annehmen, ist es wichtig eine lockere Atmosphäre zu schaffen, in der das Miteinander im Vordergrund steht und die Bewegung quasi nebenbei erfolgt. Wichtig für die Betroffenen ist auch, dass sie in ihrer unmittelbaren Umgebung Angebote finden. "Das Angebot für Senioren ist in den letzten Jahren erfreulicherweise ausgebaut worden. Aber leider finden viele Menschen keine Angebote vor Ort, die sie fußläufig oder auf kurzen Wegen erreichen können. Das ist aber enorm wichtig für ihr Erleben von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit", sagt Inge Bihn. Denn wer erst jemanden bitten müsse, ihn zum Sport zu fahren und abzuholen, verzichte häufig lieber darauf, aus Sorge, anderen zur Last zu fallen oder schlicht aus Mangel an Personen, die gefragt werden könnten. "Daher hat bei uns die
Pantoffelnähe Priorität.", sagt Brinja Schönet. "Aber statt Pantoffeln sollten die Teilnehmer doch lieber mit festem Schuhwerk kommen", ergänzt sie mit einem Schmunzeln.
Neben der Bewegungsförderung steht aber noch ein anderer Aspekt im Fokus des Projektes. Über die gemeinsame Bewegung finden Menschen mit und ohne Demenz oder Beeinträchtigung zusammen. So entstehen über die Wochen hinweg auch soziale Netze, von denen die dementiell erkrankten Menschen auch über das Bewegungsangebot hinaus profitieren. "Auf einmal ist da jemand, den ich im Notfall anrufen könnte, da ist jemand, der sich mal nach mir erkundigt.", für Inge Bihn ein wichtiger Effekt der gemeinsamen Bewegung. Und auch Menschen ohne Beeinträchtigung machten häufig die Erfahrung, dass ein mitfühlender und fürsorglicher Umgang miteinander ohne großen Aufwand möglich ist. So werden auch bei ihnen Berührungsängste und Hemmschwellen abgebaut und nachbarschaftliches Engagement gefördert. "Aus vielen dieser Bewegungsbekanntschaften werden tragfähige helfende Beziehungen. Wir zeigen, wie unkompliziert und schön ehrenamtliches Engagement sein kann", sagt Brinja Schönet über ihre bisherigen Erfahrungen und Hoffnungen für die Zukunft des Projektes.
Der Jahreszeit angepasst wird wöchentlich donnerstags eine Spaziergruppe angeboten. Das 1. Treffen findet statt am23.7.2015. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Hamalandplatz 4 in Rhede (Cafè Kleeblatt). Von dort aus startet Brinja Schönet in die nähere Umgebung und kehrt gegen 17 Uhr für einen gemeinsamen Ausklang mit Erfrischung wieder im Café Kleeblatt ein. Bei schlechterem Wetter stehen Gymnastik und Sitz-Tanz auf dem Programm.
Eingeladen sind alle Bewegungsinteressierten, mit und ohne Demenz oder Beeinträchtigung sowie alle, die sich eine ehrenamtliche Begleitung des Programms vorstellen können.