Wohnprojekt von Wohnbau Westmünsterland und Caritasverband f.d. Dekanat Bocholt feierlich eingeweiht.
"0-8-15 geht nicht mehr im Wohnungsbau", betonte der Aufsichtsratsvorsitzende der WohnBau Westmünsterland, Dr. Ansgar Hörster. Wie zukunftsfähiger Wohnungsbau aussieht, zeigten die Kooperationspartner WohnBau Westmünsterland und Caritasverband für das Dekanat Bocholt bei der offiziellen Einweihung des Wohnprojektes an der Münsterstraße 23.
Seit dem Spatenstich Ende 2016 entstanden in 2 Gebäudeteilen insgesamt 20 Wohnungen. 14 davon öffentlich gefördert, also zu günstigen Mietpreisen von 5,25€/m². Damit haben auch Menschen mit Wohnberechtigungsschein eine Chance auf barrierefreien, stadtnahen Wohnraum.
Eine Besonderheit der Zusammenarbeit ist sicher auch das Vorschlagsrecht bei der Mieterauswahl, das im Kooperationsvertrag für den Caritasverband festgelegt wurde. "Wenn wir hier einen Ort schaffen wollen, an dem lebendige Nachbarschaft möglich ist und Menschen miteinander in Beziehung treten, müssen wir auch die Möglichkeit haben, die passenden Leute zusammenzubringen", betont Thomas Niggemann, Vorstand des Caritasverbandes. Dass sich der Caritasverband hier so engagiert hat auch damit zu tun, dass gerade Menschen mit Handicap, Senioren mit kleinem Budget und Menschen in besonderen sozialen Problemlagen nur sehr eingeschränkt Zugang zum Wohnungsmarkt haben. "Sie brauchen barrierefreien Wohnraum mit einer guten Anbindung an Unterstützungsangebote", so Niggemann weiter.
Auch Bürgermeister Peter Nebelo sah bei barrierefreien, stadtnahen Wohnungen einen großen Bedarf. "Dass Sie schön bauen können, wissen wir. Dass Sie darüber hinaus auch bezahlbar und barrierefrei bauen, freut uns sehr", lobt der Bürgermeister das Engagement der WohnBau Westmünsterland.
Seit Anfang Dezember konnten die Wohnungen bezogen werden. Einer der Mieter ist Dieter Blomesath. Für ihn ist die neue Wohnung ein großes Stück Lebensqualität und ein echter Glücksgriff. Die alte Wohnung war nur ein paar Häuser weiter. Aber die Bedingungen dort waren alles andere als optimal: laut, verbaut, nicht barrierefrei und mit einem immer stärkeren Wegzug altbekannter Nachbarn. "Hier fühle ich mich jetzt richtig wohl. Hier will ich auch nicht mehr ausziehen.", sagt Blomesath. Seinen Umzug hat er übrigens fast allein gestemmt. Immer einen Umzugskarton auf den Rollator, raus aus der alten Wohnung, die Straße runter, rein in die neue Wohnung. Nur für die großen Möbel hat er sich Hilfe geholt. Herr Blomesath ist nicht der einzige, der innerhalb der Nachbarschaft umgezogen ist. Eine ganze Anzahl alter Nachbarn findet sich hier neu zusammen. Alle sind sie froh, dass sie im vertrauten Quartier bleiben konnte, aber jetzt die passenden Wohnbedingungen haben.
Für Daniel Renzel, der beim Caritasverband die Quartiersentwicklung koordiniert, ist das ein gutes Beispiel dafür, warum der Quartiersstützpunkt im Haus Sinn macht. "Wenn wir lebendige Nachbarschaften wollen, brauchen die Leute auch eine Anlaufstelle", so Renzel. Daher gibt es neben einem multifunktionalen Gruppenraum mit Küche auch ein Büro und ein Beratungszimmer im Quartiersstützpunkt. "Der Gemeinschaftsraum ist wichtig, damit die Menschen aus dem Haus, aber auch aus dem Quartier einen Ort haben, ihre Ideen umzusetzen und Gemeinschaft zu leben. Aber auch das Quartiersbüro ist wichtig: zum einen, um die Umsetzung der Ideen zu unterstützen, zum anderen, um bei Bedarf die passende Hilfe vermitteln zu können", erklärt Renzel.
Für Dr. Ansgar Hörster, Aufsichtsratsvorsitzender der WohnBau Westmünsterland ist die Zusammensetzung der Mieter, so wie sie hier erfolgt ist, auch ein Garant dafür, dass die Akzeptanz des Wohnprojektes in der Nachbarschaft gesichert ist. Denn dies ist aus seiner Sicht eine von zwei zentralen Herausforderungen des sozialen Wohnungsbaus. Die andere ist, überhaupt an geeignete Grundstücke zu kommen. Daher dankte er dem Caritasverband noch einmal für die gute Zusammenarbeit. Denn der Caritasverband hatte das Grundstück vorher für seine Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern genutzt. Nachdem diese aber ins CaritasCentrum an den Nordwall gezogen war und eine Sanierung des Gebäudes nicht lohnte, fand der Verband in der WohnBau einen guten Partner für sein strategisches Ziel, bedarfsgerechte Angebote zu entwickeln. Die Kirchengemeinde Liebfrauen übertrug daraufhin die Erbpacht an die WohnBau. Auch für sie war dies eine gute Gelegenheit, sicherzustellen, dass das Grundstück den Menschen zu Gute kommt, die nicht ohne weiteres Zugang zu bezahlbarem und trotzdem hochwertigem Wohnangeboten haben.
"Wenn 50% aller Senioren einen Wohnberechtigungsschein besitzen, dann reden wir nicht über ein Randphänomen, sondern über die Mitte der Gesellschaft", so Dr. Ansgar Hörster zum Schluss. Daher sehe er neben den Wohnungsbaugesellschaften und Investoren auch die Kommunen in der Pflicht. "Wenn sich, wie hier, jeder auf seine Kernkompetenzen konzentriert, können wir für die Menschen etwas bewegen. Wir bauen die Wohnungen, damit gutes Leben bezahlbar wird und Akteure wie die Caritas sorgen mit ihrem Quartiersmanagement dafür, dass das Leben dort auch lebendig ist. Das alles geht aber nicht, wenn wir die Quartiersarbeit über die Mieten umlegen müssen. Da muss sich die Kommune ihrer Verantwortung auch finanziell stellen." Auch wenn in diesem Fall die finanzielle Verantwortung der Kommune erst in drei Jahre zum Tragen kommt. Denn bis dahin sind die Kosten über eine Förderung der deutschen Fernsehlotterie zu einem großen Teil gesichert.
Das Projekt in der Übersicht:
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Spatenstich April 2016, Bezug Dezember 2017
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In zwei Gebäuden entstanden 20 Wohnungen (14 öffentlich gefördert, 6 frei finanziert).
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Insgesamt beträgt die Wohnfläche der zwischen 43 und 69 m² großen 2-Zimmer Wohnungen 1.088 m².
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Die Miete im öffentlich geförderten Wohnungsbau beträgt 5,25 €/m², bei den frei finanzierten Wohnungen beläuft sie sich auf 8,50 €/m² Wohnfläche.
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Im Erdgeschoss eines Gebäudes direkt auf dem Areal betreibt der Caritasverband für das Dekanat Bocholt einen Quartiersstützpunkt. Die 116 m² verteilen sich auf einen großen Multifunktionsraum mit Küche sowie 2 Beratungszimmer/Büros.